Ausgabe Dezember 2025

Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

es scheint eine Ewigkeit her zu sein: Vor gut zwei Jahrzehnten regierte in Berlin noch Gerhard Schröder und setzte gerade die Agenda-Reformen durch, worauf sich die Linkspartei gründete. In Karlsruhe wurde zum zweiten Mal ein Verbot der NPD geprüft. George W. Bush erschien vielen als der schlimmste vorstellbare US-Präsident überhaupt, Wladimir Putin wiederum galt hierzulande vielen noch als „lupenreiner Demokrat“. Der IPCC bereitete gerade seinen wegweisenden vierten Sachstandsbericht vor, der den wissenschaftlichen Konsens zum Klimawandel global zu etablieren half. Dass die Weltwirtschaft bald in eine schwere Krise stürzen würde, ahnten damals die wenigsten.

In dieser Zeit, die im Vergleich zu heute beinahe idyllisch wirkt, genauer: zum Januar 2004, zogen die „Blätter“ von Bonn nach Berlin. Seither wurden aus weniger als 6000 Abonnements 13 000 und aus einer dreiköpfigen Redaktion eine sechsköpfige. 2006 entstand das Ihnen bekannte „Blätter“-Design, 2018 starteten wir mit App und Podcast und 2020 mit einer rundum erneuerten Website und einem intensiveren Social-Media-Angebot. 

So sehr sich die Welt in diesen 20 Jahren auch verändert hat, gilt für uns doch nach wie vor: Wir werden weiter, wie der Theologe Karl Barth einst über die „Blätter“ schrieb, „eine Insel der Vernunft in einem Meer von Unsinn“ sein – gerade jetzt, wo dieses Meer ganz gezielt ausgedehnt wird. 

Und: Das feste Fundament unserer Unabhängigkeit bilden weiterhin Sie, liebe Leserinnen und Leser. Die „Blätter“ sind und bleiben ein Blatt, das finanziell allein von seinen Abonnentinnen und Abonnenten getragen wird. In diesem Sinne: Bleiben Sie uns gewogen – und denken Sie bei der Suche nach einem Weihnachtsgeschenk unbedingt auch an die „Blätter“. Mit einem „Blätter“-Abo rufen Sie sich jeden Monat bei den Beschenkten in Erinnerung, vor allem aber sorgen Sie für mehr Durchblick in komplizierten Zeiten. 

Zwei Termine können Sie sich schon vormerken: Ab der Januarausgabe erscheinen die „Blätter“ in einem neuen Design. Wir wollen an dieser Stelle noch nicht zu viel verraten, aber freuen Sie sich auf mehr Klarheit, Lesbarkeit und ein hervorstechendes Cover! An unserem bewährten Format und unserer besonderen Haptik halten wir selbstverständlich fest. Seien Sie gespannt.

Im Herbst haben wir Anlass zum Feiern: Die „Blätter“ werden 70 Jahre alt. Dies wollen wir am 3. Oktober 2026 im Festsaal Kreuzberg mit Ihnen begehen. Wir würden uns sehr freuen, viele von Ihnen in Berlin begrüßen zu dürfen.

Wir wünschen Ihnen und Ihren Lieben einen friedlichen Jahresausklang,

Ihre „Blätter“-Redaktion

Aktuelle Ausgabe Dezember 2025

In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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